Ein Bericht von Hanna Franz
Vom 3. bis zum 15. Juli 2016 fand die erste internationale Isreality Reise für junge Erwachsene aus der ganzen Welt statt. Auch Österreich war mit einer kleinen Gruppe vertreten. Hanna Franz erzählt als jüngste Teilnehmerin über ihre Erfahrungen in Israel.
„Ich kenne niemanden, ich war noch nie in diesem Land, ich spreche die Sprache nicht – warum habe ich mich überhaupt angemeldet?“, mit diesen Gedanken wachte ich am Tag der Abreise auf. Mit kalten Händen und klappernden Zähnen überstand ich irgendwie die Fahrt zum Flughafen und dann: Der Parkplatz. Ich könnte noch einen Rückzieher machen…nein! So viele Monate hatte ich mich auf diese Reise gefreut, hatte so vielen Leuten davon erzählt und so viele freuten sich mit mir. Also: Komme, was da wolle, ich würde in dieses Flugzeug steigen.
Ich steuerte auf das kleine Grüppchen mit dem „Isreality“-Schild zu, entschlossen, die anderen, falls sie mich unsympathisch, zu jung oder sonst was finden sollten, einfach bis zur Ohnmacht anzulächeln. Glücklicherweise traf nichts davon ein. Wir stellten uns vor und es war sofort klar, dass wir uns gut verstehen würden und so lösten sich alle meine Sorgen in Luft auf.
Der Flug verlief ruhig und ich durfte um knapp drei Uhr Ortszeit zum ersten Mal in meinem Leben israelischen Boden betreten. Mit dem Taxi ging es zum Hotel und nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, direkt zum Strand.
Nach dem Abendessen fand sich die 26-köpfige Gruppe, die sich aus sieben Nationen (Australien, Brasilien, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen, Österreich und den USA) zusammensetzte, auf der Dachterrasse des Hotels zusammen, zum ersten Kennenlernen und um einen Blick in die Bibel zu werfen, die Region Tel Aviv-Jaffa betreffend. Bei einer atemberaubenden Aussicht auf das Lichtermeer der Großstadt (und das richtige Meer dahinter) konnte der Tag entspannt ausklingen.
Die nächsten Tage waren wir im Norden des Landes unterwegs. Nach einem Tag in Caesarea bot uns der Kibbuz Degania in der Nähe von Tiberias Quartier. Von dort aus besuchten wir die Golanhöhen, den Berg der Seligpreisungen, Kapernaum und natürlich den See Genezareth, auf dem wir eine ausgelassene Bootsfahrt unternahmen. Abschluss der Rundreise in der nördlichen Hälfte Israels bot eine lustige Rafting-Tour auf dem Jordan, von wo aus wir uns auf den Weg nach Jerusalem machten. Bei all diesen Erlebnissen waren auch Andrew Tucker (der Geschäftsführer von Christians for Israel Int. und Rechtsgelehrter in internationalem Recht) und Pfr. Willem Glashouwer (Präsident von Christians for Israel Int. und anerkannter Bibellehrer) dabei, die mit ihren Unterrichtseinheiten unsere Köpfe zum Rauchen brachten.
Die beiden sind mit unglaublich viel Rede- und Lehrtalent gesegnet worden, sodass man, selbst wenn der Kopf schon zum Bersten mit Informationen gefüllt war, nicht wollte, dass sie aufhören zu reden. Andrew Tucker brachte uns die historische und vor allem politische Lage des Landes näher, was ich extrem wichtig finde, denn mit der Zeit vermischt man im Kopf alles, was man über Israel gehört hat, zu einer undurchsichtigen Masse. Seine Logik, Präzision und Hintergrundinformationen haben sehr viel Licht ins Dunkel gebracht.
Willem Glashouwer hingegen war für unsere biblische Weiterbildung zuständig. Das Hauptaugenmerk hat er, in den Tagen die er mit uns verbracht hat, auf die Entstehung des Volkes Israel gelegt und Gottes Bündnisse mit diesem. Mit einer riesigen Portion Geduld und Tiefgang hat er uns verzwickte Bibelstellen offengelegt und sämtliche Fragen beantwortet.
Leider mussten uns die beiden schon am ersten Morgen in Jerusalem verlassen. Von der Stadt an sich bekamen wir noch nicht wirklich viel mit, denn ohne Andrew und Willem, aber dafür in einem kugelsicheren Bus, fuhren wir nach Samarien, auch als Westjordanland bekannt. Dort besuchten wir die Organisation CFOIC Heartland (Christian Friends of Israeli Communities) , deren Vorständin Sondra Baras uns über die nicht gerade einfache Situation der jüdischen Gemeinden in Samarien informierte. Anschließend durften wir zwei Walnussbäumchen als Zeichen unserer Solidarität pflanzen.
Den nächsten Tag verbrachten wir mit unserem Guide Rachel, die wir in den vorherigen Tagen schon kennen und lieben gelernt hatten, in Jerusalem. Zu Fuß ging es durch das jüdische Viertel, um die Davidstadt zu erkunden, den Hiskija-Tunnel mit seinem knietiefen Wasser zu durchwandern und einen ersten Blick auf die Westmauer zu werfen. Zu dieser kehrten wir nach einer kurzen Pause im Hotel zurück, denn es erwartete uns ein ganz besonderes Erlebnis. Der Shabbat. Es war überwältigend dort an der Klagemauer zu sein, mit den Juden Gott zu ehren und den Shabbat-Eingang zu feiern. Danach durften wir an einem traditionellen Shabbat-Dinner teilnehmen, bei dem es nicht nur leckeres Essen gab, sondern wir auch die Gelegenheit hatten, unserem jungen jüdischen Gastgeber alle Fragen zu stellen, die uns auf dem Herzen brannten.
Die nächsten Tage waren mit dem Besuch von Massada, dem Toten Meer (das mit dem Bücherlesen funktioniert wirklich!) und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gefüllt. Der Besuch von Yad Vashem war für alle in der Gruppe sehr bewegend. Für uns Deutsche und Österreicher, die mit der dunklen Vergangenheit unserer Länder vertraut sind, war es eine ganz besondere Erfahrung, von unserem jüdischen Guide Rachel durch das Museum geführt zu werden, die weder aus einer Opferhaltung heraus, noch anklagend, die Ereignisse erklärte. Es ging nicht darum, sich als Österreicher oder Deutsche nach dem Besuch möglichst schlecht zu fühlen, sondern in die Zukunft zu blicken und alles zu tun, damit so etwas nie wieder geschieht. Den Sonntag beschlossen wir mit dem Besuch eines Abendgottesdienstes in einer christlich-palästinensischen Baptistenkirche in Bethlehem.
Die erste Woche war vorbei und mir kam es so vor, als wären wir schon ein Jahr in Israel, nicht nur, weil unsere Gruppe zu einer kleinen Familie geworden war, sondern auch, weil mir das Land in dieser kurzen Zeit bereits so ans Herz gewachsen war.
In der zweiten Woche begannen wir mit unserer Volontärarbeit in verschiedenen sozialen Einrichtungen in Jerusalem. Dazu wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt und arbeiteten an vier Tagen jeweils vormittags. Die Jungs halfen in der Organisation Yad Sarah, wo sie mit der Reinigung und Reparatur von medizinischen Gerätschaften (z.B. Rollstühle) beschäftigt waren. Die Mädchen halfen entweder im Aleh-Zentrum, wo schwerbehinderte Kinder betreut werden, oder bei Hineni, einer Suppenküche für sozial benachteiligte Menschen. Nachmittags hatten wir Vorträge und Treffen mit verschiedenen Israelis und wieder jede Menge Gelegenheiten, Fragen zu stellen. Besonders sind mir eine Schoah-Überlebende und ein Rabbi mit einer Waffe in Erinnerung geblieben. Ich kann Waffen nicht sonderlich gut leiden, doch leider sieht man sie häufig in Israel und ich bete dafür, dass es eines Tages nicht mehr so sein wird, dass man zum Schutz seiner selbst und der anderen eine Waffe tragen muss.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel in so kurzer Zeit gelernt habe. Neben Andrew, Willem und Rachel, waren es ganz einfach das Land und die Leute, denen wir begegnet sind, die mir so viele wertvolle Dinge für mein Leben mitgegeben haben. Danke an alle für dieses einzigartige Erlebnis und die Chance, dieses neuerworbene Wissen weiterzugeben und Menschen zu bewegen.
Wir sind junge ChristInnen (18-35 Jahre) in Österreich, die erkennen durften, welche Bedeutung Israel in Gottes Augen hat. Wir nehmen ernst was die Bibel sagt über Gottes Volk, die Juden, denn es hat eine tiefe Bedeutung für die Kirche.